Im St. Petersburg des 19. Jahrhunderts sitzt ein Mensch in einem Kellerloch. Dieser Mensch fängt an zu reden. Redet über die Welt. Er redet über sich selbst. Hadert mit sich und der Welt. Will sich von der Welt lossprechen. Will sich aus dem Lauf der Dinge herausreden. Autark sein. Und scheitert doch stets an sich selbst.
Dostojewskis Erzählung „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ ist eine fein beobachtete psychologische Studie über den Menschen an sich und seine ihm innewohnende Hybris. Die Erzählung geht der Frage nach, ob sich das Individuum gegenüber der Welt abgrenzen kann bzw. sogar muss um weiterhin lebendig zu sein. Eine Abkehr des Kollektivismus, hin zum Individualismus. Gleichzeitig legt Dostojewskij schonungslos dar, wie schwer es für den Einzelnen ist, sich abzugrenzen, die gebildeten Ansichten zu festigen und sie öffentlich auch zu äußern. Der Kellerlochmensch trägt einen Kampf mit sich und seiner Umwelt aus, der angesichts der heutigen indifferenten gesellschaftlichen und politischen Lage aktueller denn je ist.
Eine Eigenproduktion des monsun.theaters.