Zeitgenössischer Tanz in seiner Urform, reduziert auf den Kern von Körpersprache und Ausdruck, die Essenz der choreografischen Kunst. Das sind die Herausforderungen, die das Solo an junge Choreografinnen und Choreografen stellt. Die Preisträger des diesjährigen Internationalen Solo-Tanz-Theater-Festivals Stuttgart präsentieren ein Programm, das für das Publikum Überraschungen birgt und Entdeckungen für die Szene von morgen verspricht. Die künstlerische Palette reicht von Tanztheater über abstrakte Choreografie hin zu interdisziplinären Recherchen. Der Tanz ist geprägt von der Suche nach neuen Ausdrucksformen und einer individuellen Bewegungssprache, aber auch von kulturellen Traditionen der Heimatländer. Die Produktionen faszinieren gleichermaßen durch innovative Ideen wie durch höchste tänzerische Präzision.
Das Gastspiel wird gefördert durch die Kulturbehörde Hamburg.
Adrian Popa (Rumänien) – „Hope4us“
„Das Stück bringt all die Gefühle von Verlust und Orientierungslosigkeit auf die Bühne, die wir in diesen seltsamen Zeiten erlebt haben. Alles um uns herum wurde langsamer, erstarrte... Die Zukunft, die wir uns aufgebaut hatten, war plötzlich weg, ein Traum in der Vergangenheit. Ich dachte, nur dieser Traum kann unsere Zukunft retten, Ist das so? Können wir unser Leben zurückhaben, so wie es war? Oder loslassen, die Kontrolle erlangen? So oder so... Ich glaube. Ich hoffe.“
Raphaël Dal-Conte (Luxemburg) – „FÉVRIER“
„FÉVRIER“ erforscht die Notwendigkeit, Muster zu durchbrechen. Die Welt eines Mannes bricht zusammen, doch sein Hilfeschrei scheint nicht gehört zu werden. Durch verschiedene choreografische Fragmente, ausgedrückt in radikalen Bewegungen, zwingt der Mann seinen Körper in eine Art Transzendenz. Das Stück ist ein Wettlauf gegen die Zeit, das die Zuschauenden in einen düsteren Raum wirft, in dem der Tänzer zu überleben versucht. Als ritueller Tanz, der zugleich ein Gebet und eine Ode an das Leben ist, zeigt „FÉVRIER“ eine ehrliche Sicht auf Stress und Angst. 2. Preis Choreografie 2022, Residency Award der Equilibrio Dinamico Dance Company Isaiah Wilson (Luxemburg) mit „FEVRIER“, getanzt von Raphaël Dal-Conte.
Anette Toiviainen (Finnland) – „adulthood“
Ein Blick auf die Leiden und Freuden, erwachsen zu sein. Alles beginnt mit Mustern und Formen. Muster, die wir wiederholen und Formen, die wir erfüllen sollten. Es gibt viele Vorlagen dafür, eine rationale Lebensweise zu führen. Als Erwachsener sollte man kontrolliert sein – sollte man?
Noah Oost (Niederlande) – „last archive“
„Die Idee zu dieser Arbeit entstand aus persönlichen Erfahrungen. In vielen Situationen hatte ich das Gefühl, als jemand handeln zu müssen, der ich nicht bin. Die Erwartung, die ich als vierzehnjähriges Kind hatte, dass ich wirklich zu mir selbst finden würde, wenn ich die Chance dazu bekäme, hat sich nicht erfüllt. Ein wichtiges Thema ist die soziale Identifikation. Wie sehen wir uns selbst, ausgehend von der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Personenkreis und der Position, die wir in diesem einnehmen.“
Zsófia Safranka-Peti (Ungarn) – „Layers“
Jeder Mensch kommt an den Punkt, an dem er weiß, dass eine Veränderung bevorsteht. Das Laben tritt in eine andere Phase ein. Die letzten Hautschuppen lösen sich, wie bei einer Entzündung wird alles schlimmer, bevor eine Besserung eintritt. Der Countdown läuft, die Veränderung beginnt. Ein neues Blatt. Alte Denkmuster und Gewohnheiten wandeln sich. Auch der Geist bewegt sich auf einer höheren Ebene. Sicht weisen ändern sich. Der Mensch gewinnt Raum, als wäre er zuhause angekommen. Er lebt wieder. Und bekommt den wirklich alten Freund zurück: Kraft.
Tin Yeung Huen (China) – „Remain Human“
„Das Bedürfnis zu spüren, mir meiner primitiven Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen, mich zu erinnern, ein Mensch zu sein. Zu erkennen, zu fühlen, zu brechen, jedes kleine Bisschen zu genießen, mich selbst zu erinnern.