Zeitgenössischer Tanz in seiner Urform, reduziert auf den Kern von Körpersprache und Ausdruck, die Essenz der choreografischen Kunst. Das sind die Herausforderungen, die das Solo an junge Choreografinnen und Choreografen stellt. Die Preisträger des diesjährigen Internationalen Solo-Tanz-Theater-Festivals Stuttgart präsentieren ein Programm, das für das Publikum Überraschungen birgt und Entdeckungen für die Szene von morgen verspricht. Die künstlerische Palette reicht von Tanztheater über abstrakte Choreografie hin zu interdisziplinären Recherchen. Der Tanz ist geprägt von der Suche nach neuen Ausdrucksformen und einer individuellen Bewegungssprache, aber auch von kulturellen Traditionen der Heimatländer. Die Produktionen faszinieren gleichermaßen durch innovative Ideen wie durch höchste tänzerische Präzision.
„Second Daughter“
Finalistin 2020
Choreografie & Tanz: Erica D‘Amico (Italien)
Das Stück zieht das Publikum hinein in die Geschichte. Die Zuschauer/innen werden sich als Teil der Performance fühlen und sich so weit in die Charaktere hineinversetzen können, dass sie glauben, die Geschehnisse auf der Bühne beeinflussen zu können. Das Publikum wird auf diese Weise in den Entstehungsprozess des Stückes einbezogen.
„DROWN“
1. Preis Tanz und Grand Théâtre de Genève / Cherkaoui Award
Choreografie & Tanz: Liao Szu-Wei (Taiwan)
Ein Stück wie in einem Traum, in dem Szenerie, Musik und Licht ständig wechseln. Liao Szu-Wie führt gerne Selbstgespräche. In seiner Performance, in der er Zwiesprache mit seinem Unterbewusstsein hält, kreiert er eine „Atmosphäre stiller, ruhiger Kraft“, so die Jury.
„Saudade“
2. Preis Tanz, choreografiert von Carlos Aller
Tanz: Cecilia Bartolino (Italien)
Saudade bezeichnet ein komplexes Gefühl des Weltschmerzes, eine bittersüße Sehnsucht nach einer vergangenen Zeit. Choreograf Carlos Aller (Spanien) studierte u.a. Kampfkunst und Breakdance und mixt in seinem Stück viele Stile. „Cecilia Bartolino bewegt sich kraftvoll mit hoher Präzision“, so die Jury.
„WAMI“
3. Preis Tanz
Choreografie & Tanz: Nunzia Picciallo (Italien)
WAMI – What AM I. Was bin ich? Wer bin ich? Was macht mich aus? Die Künstlerin versucht das Binäre im Tanz zu überwinden und sich von Geschlechterfestlegungen zu befreien. Das Stück „befragt individuelle Bewegungsrecherchen mit sehr spezifischen Formen und weist eine große persönliche Kalligrafie auf“, so die Jury.
„Il pleut, Il plaint, Il rage“
1. Preis Choreografie, Residency Award Equilibrio Dinamico Ensemble, DAF INTERNATIONAL AWARD
Choreografie & Tanz: Charles Brecard (Kanada)
Wie sehr zügeln wir unser wahres Selbst? Und was passiert, wenn wir ihm die Zügel schießen lassen? Jenseits von Rationalität und Moral tritt ein heimtückischer Charakter hervor. „Charles Brecard zeigt dabei die Qualität der Transformation und verfolgt klar sein Ziel: Das Stück ist frisch, selbstsicher, puristisch und verliert niemals seine Intensität“, so die Jury.
„pif paf pouf“
2. Preis Choreografie
Choreografie & Tanz: Louis Gillard (Frankreich)
Weniger als Tanzstück, sondern als Performance, als eine Erforschung seiner ganz persönlichen Beziehung zum Tanz möchte Louis Gillard sein Solo verstanden wissen. Es kommt ganz ohne Musik aus und „ist gewitzt, gewürzt mit starker Ironie, gutem Zeitgefühl und Humor. Das Stück ist eine clevere Dekonstruktion, stellt eine Verbindung mit dem Publikum her und kommuniziert so bestens mit diesem“, so die Jury.