In einem abstrus-wilden Ritt durch die Geschichte folgt die Stücktrilogie den medizinhistorischen, gesellschaftlichen und machtpolitischen Umbrüchen rund um Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt. Die jahrtausendelangen Diskussionen um Geburt und Selbstbestimmung werden genüsslich seziert, unter das Mikroskop gelegt und sorgfältig kartografiert. Die eigentlichen Debatten werden freigelegt, für die die Geburt immer wieder als Stellvertreterkonflikte herhalten musste und muss. Der Schleier der Mystifizierung und Verklärung wird gelüftet: Legen wir den Finger in die Wunde! Wagen wir uns auf das Schlachtfeld Körper, über den und mit dem Politik gemacht wird, dem Ideologien übergestülpt und anhand dessen gesellschaftliche und soziale Grenzlinien gezogen werden!
Von der Verdrängung der Hebammen seit dem Mittelalter durch die Kirche, über die Gründung der Gebärhäuser und den Einfluss der Medizin auf den Geburtsvorgang im 18. und 19. Jahrhundert, bis zu den aktuellen Debatten zu der Macht über den gebärenden Körper: Die Geschichte der Geburt wirft Fragen auf, die sich seit Jahrhunderten zu wiederholen scheinen. Was lässt sich feiern und wofür lohnt es sich noch immer zu kämpfen?
Der Trilogie erster Teil: UNTER SCHMERZEN SOLLST DU GEBÄREN
Europa im ausgehenden Mittelalter: Zwar weiß keiner genau, was bei der Empfängnis passiert, aber die Frauen haben die Situation entgegen heutigen Vorstellungen erstaunlich gut unter Kontrolle. Eine Kontrolle, die sich der patriarchalen Ordnung entzieht. Skandal. Sie geht mit weiblichem Wissen einher, in das die Männer keinen Einblick haben. Ein unzumutbarer Zustand also, den die weltliche und die geistliche Obrigkeit nicht dulden kann! Was Wissen ist, bestimmt immer noch die Kirche, und erst recht, was praktiziert werden darf. Die Gebärmutter weiß zwar: An allem sind die alten Griechen schuld. Doch die Kirche weiß es besser: Eigentlich war’s Eva.
Bester Grund für eine kleine Hexenverfolgung. Wie heißt es so schön im Malleus Maleficarum: „Niemand schadet dem katholischen Glauben mehr als die Hebamme.“ Doch im Unterleib regt sich Widerstand. Der Uterus ballt die Fäuste…
Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR, die Claussen-Simon-Stiftung, in Kooperation mit dem monsun.theater.
Wir möchten darauf hinweisen, dass dieses Stück neben anderem vom Leben und auch vom Sterben bei Geburt erzählt.